George Kranz spielt mit den Brandenburger Symphonikern Songs aus fast 30 Jahren
(Märkische Allgemeine Zeitung, 24.04.2009, Matthias Gottwald)
Heute Abend feiert „Din Daa Daa goes Classic“ Premiere im Großen Haus des Cultur-Congress-Centrums (CCC). Es spielen die Brandenburger Symphoniker und Gäste neu arrangierte Songs von und mit George Kranz. Mit dem Musiker, Produzenten, Komponisten und Schauspieler sprach Matthias Gottwald.
MAZ: Wie ist denn der Kontakt zu Brandenburg zu Stande gekommen?
George Kranz: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht mehr so genau. Es stand im Raum. Es wurde viel telefoniert. Auf einmal gab es einen Termin, und ich sagte, na gut (lacht). Ist ja noch lang hin. Von wegen lange. Der alte Fehler. Der Christian Kneisel (Intendant, d. Red.) und ich, wir kennen uns seit Anfang der 80er. Der war ja selber mal Musiker. Ich habe sein erstes Soloalbum produziert. Da hat er komponiert und programmiert und sich viele Gäste geholt. Dann haben wir uns aus den Augen verloren, und dann wieder gefunden.
MAZ: Es ist ein Crossover-Konzert. Das ist natürlich ein stark strapazierter Begriff. Was erwartet uns am Freitagabend?
George Kranz: Ja, es sind meine Songs aus 29, 28 Jahren. Ausgewählt von Lars, unserem Arrangeur (Lars J. Lange, d. Red.), und mir selber. Davon hat er eben einen Großteil arrangiert für Orchester – was einen ganz anderen Sound ergibt, ein ganz anderes Gefühl. Als wir die erste gemeinsame Probe mit dem Brandenburger Orchester hatten, habe ich mich permanent umgedreht, um mal zu sehen, wie fassen die das auf, wie spielen die das, und wo ist deren „Eins“? Bei einer Rockband ist das klar, da ist die „Eins“. Beim Orchester ist die woanders, für mich, vom Gefühl her. Das ist eben nicht „vier auf die Zwölf“, wie man das kennt vom Rock. Ich habe in Bigbands gespielt und alles Mögliche. Mit einem Orchester habe ich noch nie gespielt. Daran musst du dich erst mal gewöhnen. Das ist ganz anders aufgeteilt. Das ist schon ganz anders, aber ganz schön spannend. Ich bin sehr begeistert, ich fühle mich sehr geehrt. Das muss ich schon sagen.
MAZ: Wie ist die Arbeit mit einem Orchester?
George Kranz: Ganz toll! Wie 50 Leute sich bemühen, meine Songs für sich selber umzusetzen. Lars hat das toll arrangiert. Ganz schön zivilisiert. Da habe ich ihn manchmal gefragt, wo hast du denn das her? Da hat er gesagt, das ist in deinen Songs drin, das habe ich gefunden und herausgearbeitet. Auf einmal klingt das ganz anders. Dass man sich selbst als Komponist fragt, wo kommt denn das her?
MAZ: Da stehen einem manchmal die eigenen Hörgewohnheiten im Weg . . .
George Kranz: . . . plötzlich zitiert da Lars etwas, wo er dann glaubte, eine Anleihe zu hören. Da fällt ihm eine Melodie ein von Bach oder so. Es verirrt sich dann manchmal in Bach. Das geht dann über Glockenspiel und Harfe. Dann kommen die Streicher wieder und hups, dann ist es wieder Kranz, nur neu arrangiert.
MAZ: Sind alle Stücke mit den Symphonikern zusammen?
George Kranz: Nein. Wir haben ein paar Ausreißer sozusagen. Es sind ja auch die Jungs von „Drei“ dabei (George Kranz’ Band „drei+“ mit Tom Keller, Saxophon, und Axel Kottmann, Bass, d. Red.). Wir spielen ein Stück aus dem Programm von „Drei“. Da gibt’s noch vier andere, die sind eher so Richtung a capella mit den beiden Ladies, wir haben ja noch zwei Sängerinnen dabei, Jayney Klimek und Theresa Pitt. Mit denen singe ich einen Song, nur vom Bass begleitet. Dann haben wir was aus dem Projekt „Schöneweide“, was ich eine Zeit lang hatte. Da haben wir Volkslieder neu gemacht vor drei Jahren. Damit hatten wir auch eine Menge Airplay (Kenngröße, wie häufig ein Stück im Radio gespielt wird, d. Red.), vor allem bei den verrückteren Sachen. Zum Beispiel „Auf einem Baum ein Kuckuck“, ganz anders. Wie ein Journalist sagte, Dada, nur 20 Jahre später. Daraus machen wir auch zwei Sachen.
MAZ: Eine kleine Werkschau.
George Kranz: Eine kleine Werkschau. Wir bringen auch eine Auskopplung aus dem Titelsong von „Magic Sticks“ (BRD/USA, 1987, mit Samual L. Jackson, d. Red.), ein paar unbekannte Sachen, ein paar neue Sachen. Es gibt ein paar Songs, die wurden noch nie live aufgeführt.
MAZ: Diese Retrospektive ist nur für einmal geplant . . .
George Kranz: . . . ja, sozusagen. Heute ist Premiere, morgen ist Dernière. Vielleicht besteht die Chance, das in Potsdam und Frankfurt zu spielen. Das ist ein Riesenaufwand für zweimal (lacht). Eine Vorbereitung, das ist ja der Wahnsinn. Lars arrangiert seit September.